Letzte Woche bin ich in Salzburg Taxi gefahren – zweimal.
Ein Fahrer kam aus Somalia, der andere aus Syrien. Beide waren freundlich, höflich, bemüht. Später stand ich in einer türkischen Bäckerei, hab mir ein frisches Brot geholt und ein ehrliches Lächeln dazu bekommen.
Und trotzdem war da dieses Gefühl.
Ein Gefühl von Entfremdung, das sich nicht gegen jemanden richtet – sondern für etwas steht, das ich aktiv vermisse.
Ich vermisse den österreichischen Schmäh.
Ich meine nicht die politisch unkorrekten Witzchen auf Stammtischniveau.
Ich meine dieses spezielle Lebensgefühl:
Ein Dialekt, der mehr ausdrückt als tausend Floskeln.
Ein grantiges „Heast, Bua“, das mehr Wärme transportiert als jedes „Sehr geehrter Herr“.
Eine Wirtshauskultur, in der gestritten, gelacht und versöhnt wurde – ohne Filter, ohne Social-Media-Fassade.
Frauen mit Schmäh, die genauso zurückschießen wie sie einstecken.
Kurz: Ich vermisse das echte Leben.
Ist das noch da – oder verblasst es?
Ich will niemandem etwas wegnehmen. Ich schätze jeden Menschen, der hier lebt, arbeitet, seine Familie durchbringt – egal woher er kommt.
Aber während Integration gefordert und gefördert wird, frage ich mich:
Was wird eigentlich dafür getan, dass wir selbst nicht verschwinden?
Heimat ist mehr als ein Ort.
Es ist ein Tonfall. Ein Rhythmus. Ein „Zruckhalten“ beim Witz – oder eben nicht.
Und ich habe das Gefühl, dass genau dieser Rhythmus immer leiser wird.
Nicht, weil jemand ihn uns wegnimmt. Sondern weil wir ihn selbst nicht mehr leben.
Eine Frage an alle, die das lesen:
Was vermisst ihr?
Was bedeutet für euch „daheim sein“?
Und was tun wir dafür, dass das nicht still und leise untergeht?
Ich will kein Zurück in die Vergangenheit. Ich will ein Vorwärts, das auch Raum für das hat, was uns einmal ausgemacht hat.
Nicht gegen jemanden.
Sondern für etwas.
Was vermisst du? Und wie lebst du es weiter?
Schreib’s mir – ehrlich, respektvoll, ohne Schubladen.



