Manchmal bringen uns Gespräche zum Nachdenken, die wir nicht erwartet hätten. So ging es mir kürzlich, als ich von der schwierigen Situation in der Ehe meiner Schwester erfuhr. Es war ein schweres Gespräch, das mich jedoch dazu brachte, über meine eigene Rolle im Leben nachzudenken – über die Wege, die ich gegangen bin, und die Veränderungen, die mich ausmachen.
Ich komme aus einer Familie mit zwei extrem unterschiedlichen Welten. Auf der Seite meiner Mutter herrschten Chaos, Freiheit und ein „Einfach-leben-Mentalität“. Niemand nahm das Leben zu ernst, aber es war auch von Schulden, Lastern und kriminellen Elementen geprägt. Es war ein Leben ohne großen Plan, aber voller Menschlichkeit. Auf der Seite meines Vaters hingegen dominierten Disziplin, Werte und Struktur – die Beamtenwelt. Dort gab es Offiziere, Magistratsbedienstete und Polizisten, aber auch einen starken Fokus auf Regeln und gesellschaftliche Rituale.
Zwischen diesen Welten fand ich keinen Platz. Weder das Chaos noch die Strenge passten zu mir. Ich war immer der Träumer, der etwas anderes wollte – Freiheit, Kreativität und die Chance, meinen eigenen Weg zu gehen. Vielleicht war das der Grund, warum ich Unternehmer wurde: der Erste in meiner Familie, der ein Unternehmen gründete, der keine klassische Sicherheit suchte, sondern etwas Neues aufbauen wollte. Es war nie leicht, aber es hat mich geformt.
Doch was ich erst in den letzten Jahren wirklich verstanden habe, ist, wie sehr mich meine Partnerin in diesem Prozess beeinflusst hat. Sie kommt aus einer ganz anderen Welt – geprägt von Bildung, Struktur und einer Tiefe, die mich immer fasziniert hat. Ich glaube, wir lieben uns so sehr, weil wir einander wirklich sehen. Wir schauen nicht nur oberflächlich aufeinander, sondern erkennen das, was uns ausmacht. Wir sind zwei Menschen, deren Welten ohne das Internet und den Lockdown vielleicht nie aufeinandergetroffen wären.
Unsere Gegensätze sind unsere größte Stärke. Wir lernen voneinander, erkennen in den Unterschieden Chancen und nutzen sie, um uns weiterzuentwickeln. Diese Veränderung ist nicht immer leicht. Sie triggert uns manchmal, fordert uns heraus, kostet Kraft. Aber sie bringt auch Wachstum, sowohl individuell als auch gemeinsam. Und dieser Prozess, so schmerzhaft er manchmal sein mag, stellt einen Mehrwert dar – für uns selbst, für unsere Familien und für alles, was wir in die Welt bringen.
Ich merke, wie sich durch mich die Dynamik in meiner Familie verändert hat. Wir sind emotionaler geworden, halten mehr zusammen und sprechen über Dinge, die früher unausgesprochen blieben. Und ich sehe ähnliche Veränderungen bei meiner Partnerin. Vielleicht ist genau das unsere größte Verbindung: Wir sind beide Brückenbauer. Ich baue Brücken zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen den Menschen in meinem Leben und meinen Träumen. Sie tut das Gleiche – auf ihre Weise, mit ihrer Geschichte und ihren Erfahrungen. Gemeinsam schaffen wir etwas, das mehr ist als die Summe unserer Teile.
Dieser Gedanke gibt mir Hoffnung, auch wenn die Wege nicht immer leicht sind. Ich glaube, dass wir beide immer wieder den Mut finden, genau hinzusehen und weiterzugehen. Und vielleicht ist das am Ende die größte Rolle, die ich im Leben spielen kann: zu inspirieren, zu verbinden und zu gestalten. Nicht nur für mich selbst, sondern auch für die Menschen, die mich umgeben.
Gedanke zum Mitnehmen: Welche Gegensätze prägen dein Leben, und wie kannst du sie nutzen, um etwas Neues und Wertvolles zu schaffen? Vielleicht sind es gerade die Unterschiede, die uns helfen, Brücken zu bauen – zwischen uns und anderen, zwischen gestern und morgen.



